Goethe gilt nach wie vor als einer der einflussreichsten und bedeutsamsten Literaten der Geschichte. Einer der wichtigsten Abschnitte in seiner Biografie ist seine Italienreise zwischen 1786 und 1790. Er schöpfte Kraft und tankte Inspiration. Zu dieser Zeit entstand das bekannte Portrait des Literaten, angefertigt von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Das Gemälde, bekannt unter dem Titel „Goethe in der Campagna“ zeigt den etwa 37-jährigen Goethe vor einer Landschaft der Campagna di Roma. Das beliebte Motiv wird heute per Leinwanddruck auf Leinwände gedruckt und zum Verkauf angeboten.
Das Gemälde, das heute häufig per Leinwandruck vervielfältig wird, wird von einer Diagonale von links oben nach rechts unten geteilt. Dies sorgt dafür, dass das Gemälde mehr als ein einfaches Bildnis ist. Die Komposition ist gut durchdacht und verrät viel über den Künstler und das Model. Schon aus der Renaissance sind Portraits mit einer Landschaft im Hintergrund bekannt. Allerdings war es üblicher das Model nur bis zu den Schultern abzubilden und die Landschaft nur leicht im Hintergrund erscheinen zu lassen. „Goethe in der Campagna“ zeigt Goethe allerdings im vollen Umfang. Auch die Landschaft kommt nicht zu kurz und wird großflächig abgebildet. Neu und innovativ ist auch die Bedeutung der abgebildeten Landschaft. Es war üblich die Landschaft in ein Bild einzubinden, um die Heimat des Portraitierten zu zeigen. Es geht hierbei vorrangig um den persönlichen Lebensraum und ein Gefühl der Himar. Auch ein mythischer Raum, als Teil einer historischen Erzählung war typisch. In diesem Fall wurde die Landschaft allerdings als Erlebnisraum genutzt: Goethe wird während seiner Bildungsreise in Italien gezeigt.
Somit steht in dem Portrait „Goethe in der Campagna“ vor allem das geistige und psychische Verhältnis zwischen Goethe und der Natur im Mittelpunkt. Der Künstler hat darüber hinaus Goethe als sehr weise Person herausgearbeitet. Da er bildfüllend dargestellt wird und eine leichte Untersicht genutzt wurde, wird er als Universalgelehrter dargestellt. Hinzu kommt die von Goethe eingenommene Pose und seine Erscheinung an sich. Somit steht die Darstellung stellvertretend für Goethes Bildung und Wissen. Hinzu kommt, dass Goethe einen großen Hut trägt, der einem Heiligenschein gleichkommt. Gleichzeitig klären die Wolken über seinem Kopf auf, was die Wirkung verstärkt.
Der Künstler selbst stammt aus Haina und kommt aus einer bedeutsamen herrischen Malerfamilie. Er war Schüler seines Onkels Johann Tischbein und arbeitete fortan selbstständig an Portraits und anderen Bildern.